Spiritualität

Beten heißt

 sich hineinnehmen lassen

in den Atem-Raum

der Liebe.

(Hanna Hümmer)


Die Spiritualität des Karmel


„Sich hineinnehmen lassen in den Atem-Raum der Liebe“ – oder, wie es unsere Gründerin Teresa von Avila (1515 – 1582) beschreibt: „Das innere Gebet ist nichts anderes als ein als ein Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, weil wir sicher sind, dass er uns liebt.“ Diesen vertrauten und freundschaftlichen Umgang mit Gott erfuhr sie als eine Quelle der Stärke und der Freude; das half ihr, in der zutiefst patriarchalischen Gesellschaft ihrer Zeit selbstbewusst und eigenständig ihren Weg zu gehen. 

Auch für ihren Mitstreiter Johannes vom Kreuz (1542 – 1591) stand die überwältigende Erfahrung der Liebe Gottes zum Menschen - zu mir! - im Mittelpunkt, denn „wenn die Seele Gott sucht, viel mehr noch sucht sie ihr Geliebter.“ 


Beide, Teresa ebenso wie Johannes sind zutiefst von dem Bewusstsein durchdrungen, dass Gott im Innersten des Menschen lebt und dort zu finden ist. „Nun also, Seele, du schönstes aller Geschöpfe, du selbst bist das Gemach, wo Gott wohnt.“ (Johannes vom Kreuz) Daraus folgt für sie, dass der Mensch eine ungeheure Würde besitzt, denn er trägt Gott selbst in sich und ist dazu berufen, mit diesem Gott in seinem Inneren in einer sich immer mehr vertiefenden Beziehung zu leben. 

Folgerichtig halten sie es für die Tragik des Menschen, dass wir uns so oft mit weniger als mit Gott zufriedengeben. Und sie lehren, wie wir auf diesem Weg alles andere lassen können, um so ganz und gar frei und empfänglich zu werden für diese Liebe: „Mit demütigem und heiligem Selbstbewusstsein halte der Mensch viel auf sich“ (Teresa) und pflege diesen vertrauten Umgang mit Gott, denn „hier gibt es nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen.“