Nachruf für Sr. Mechthild
„Non moriar sed vivam et narrabo opera Domini.“
„Ich werde nicht sterben sondern leben,
um die Werke des HERRN zu verkünden.“
Psalm 118, 17
Sr. Mechthild
von der göttlichen Liebe
geb. 27. 02. 1935 in Ladenburg (Badenw.)
gest. 18. 05. 2025 im 71. Jahr ihrer Profess
Sr. Mechthild gehörte zum „Urgestein“ des Kirchzartener Karmel. Mit ihr verlieren wir eine Zeitzeugin aus den ersten Jahren des Bestehens unseres Klosters in der damaligen Villa Erlenhof. Als junge Schwester arbeitete sie mit den anderen aktiv beim Neubau mit und überstand unverletzt einen Sturz aus dem zweiten Stockwerk des Rohbaus, wie sie schlicht und mit einem gewissen Staunen über diese Bewahrung erzählte.
Sie war das einzige Kind ihrer Eltern Hedwig und Emil Stratthaus, eines Bankbeamten und einer Lehrerin. Da der Vater nicht religös war, ließ die Mutter das Baby heimlich taufen. Später akzeptierte er den Wunsch seiner Tochter nach der Erstkommunion und der Firmung, und sie hatten ein recht gutes Verhältnis. Mit 13 Jahren verliert sie ihren Vater durch einen Autounfall.
In der Bibliothek ihrer Großeltern entdeckte sie eines Tages ein „Neues Testament“. Diesen Titel fand sie spannend und begann darin zu lesen. So entdeckte sie das Wort Gottes und ließ sich von ihm führen und ein Leben lang anrühren und begeistern.
Als ihr die Selbstbiographischen Schriften der hl. Therese von Liseux in die Hände fielen, wusste sie, wo ihr Platz war. Am liebsten wäre sie sofort, mit 15 Jahren, in den Karmel eingetreten. Doch das ließ ihre Mutter nicht zu. Als Trost und um sie abzulenken reiste sie mit ihr nach Rom, um mit ihrer wissbegierigen Tochter die großen Pilgerstätten des Glaubens zu besichtigen. Durch die Vermittlung eines mit ihnen bekannten Paters konnten sie an einer Audienz bei Papst Pius XII. teilnehmen. Dabei wurde sie – wie einst die kleine Therese – dem Papst vorgestellt und ihr Wunsch nach dem Karmel geäußert. „Wenn Gott es will, werden Sie in den Karmel eintreten“, meinte er und empfahl ihr, sich an ihren Heimatbischof zu wenden. Dann gab er ihr seinen besonderen Segen. Das erzählte sie immer gern mit einem kleinen Lächeln.
Mit 17 Jahren wurde sie dann in den Kirchzartener Karmel aufgenommen. Ihre erste Profess legte sie am 6. Juni 1954 und ihre Feierliche Profess am 7. Juni 1957 ab.
In Absprache mit den Schwestern war sie vor ihrem Eintritt in einem Paramentengeschäft in Mannheim tätig und ließ sich in die Grundbegriffe des Paramentenstickens einführen. Nach ihrem Eintritt half sie in der Paramentenstickerei mit. Nach ihrer Feierlichen Profess begann sie eine Lehrzeit bei unserer Sr. Crescentia und legte die Gesellenprüfung und später die Meisterprüfung im Stickerhandwerk mit „sehr gut“ ab.
Wer Sr. Mechthild kennt, weiß, wie vielseitig begabt sie war: Zu ihren handwerklichen und verschiedenen künstlerischen Fähigkeiten wie Zeichnen, Dichten sowie das Schreiben und Spielen von Theaterstücken gehörte auch das Orgelspiel. Mehrmals wurde sie zur Priorin und in den Föderationsrat gewählt. Ihr Humor und ihr Wunsch, mit anderen zu lachen und sie aufzuheitern, hat ihr viele Sympathien eingebracht. Ihr ausgezeichnetes Gedächtnis kam ihrem großen Wissensdurst und vielseitigem Interesse entgegen und ließ uns immer wieder staunen. Als Beispiel sei erwähnt, wie sie mit Erlaubnis der Priorin heimlich in ihrem Zimmer am Radio die erste Landung auf dem Mond verfolgte und mitfieberte und das nie vergessen hatte.
Im letzten Jahr feierte sie ihr 70. Professjubiläum und in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag. Das war ein schöner Höhepunkt, der die große Verbundenheit von vielen Menschen zu ihr zeigte. Dank guter Medikamente, die ihre langjährige Parkinsonerkrankung recht gut überbrücken konnten, ging es ihr im letzten Vierteljahr noch einmal richtig gut und sie hatte viel Freude.
Vor einigen Wochen wurde das Herz schwächer und es kam zu einer Lungenentzündung, die im Krankenhaus ausheilen konnte. Dort begann sie schon von ihrem Sterben zu sprechen. Sie bereitete sich und uns auf den Abschied und das Kommende vor. Das mitzuerleben war sehr berührend. Am Sonntag der Amtseinführung von Papst Leo XIV. ging sie während der Hl. Messe dennoch etwas unerwartet still von uns.
Bis zuletzt bewahrte sich Sr. Mechthild ihre spontane Heiterkeit und Liebenswürdigkeit und hatte immer ein Lächeln für alle bereit.
Die Auferstehungsfeier und die Beerdigung finden am Donnerstag, den 22. Mai, um 14 Uhr in unserer Kapelle und auf unserem Klosterfriedhof statt. Dazu sind sie sehr herzlich eingeladen.